Mahnwache 16. April 2022 - Ansprache von Rezarta Reimann

19. April 2022

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dear people from Ukraine,

seit 7 Wochen tobt im Herzen Europas ein Krieg in einem Ausmaß und einer Brutalität wie wir es uns nie hätten vorstellen können. Das ist ein Angriffskrieg gegen die Ukraine, gegen unschuldige Menschen in diesem Land, aber auch gegen unsere Lebensweise und die demokratische Ordnung in Europa, von Putin befohlen und unterstützt von seiner Clique von Verbrechern.

Seit Wochen hören und sehen wir permanent herzzerreißende Nachrichten, wie zivile Orte angegriffen, zerbombt und zerstört werden, dass viele Menschen, darunter auch viele Kinder, jeden Tag sterben, dass gezielt grausame Taten gegen die Bevölkerung stattfinden. Jeden Tag wird das Gefühl der persönlichen Machtlosigkeit unerträglicher, ebenso wie die Frage, wie viel wir eventuell selbst bereit sind zu tun, um diesen Krieg zu stoppen.

Wie wahrscheinlich vielen von Ihnen, habe auch ich geglaubt – oder glauben wollen –, dass wir in Mitteleuropa den Krieg für immer hinter uns gelassen haben, dass sich Europa in Frieden immer weiterentwickeln kann, dass wir stark genug sind, um unsere Demokratien mit friedlichen Mitteln, mit Austausch und Gesprächen auf Augenhöhe zu entfalten, um Menschenrechte und Freiheiten, die wir seit Jahrzenten in unseren Ländern genießen, gegen Autokraten und Diktatoren zu verteidigen.

Leider muss ich – wie wahrscheinlich viele von Ihnen hier – feststellen, dass dieser große Glaube eine lang anhaltende Illusion war und in den letzten Wochen in tausend Stücke zersplittert ist. Die Konsequenz daraus kann jede und jeder für sich selbst ziehen – für mich als engagierte Demokratin gibt nur eins: der Ukraine und den Menschen dort effektiv zu helfen, auch mit Mitteln, die wir sehr lange für unvereinbar mit unseren Prinzipien gehalten haben. Das fällt mir persönlich sehr schwer und vielen von Ihnen wahrscheinlich genauso – aber diese unerträgliche Situation ist ein Grund mehr, heute und in Zukunft noch stärker für Demokratie zu werben und sie noch konsequenter zu verteidigen.

Deswegen dürfen wir auch nicht länger ignorieren, dass es auch bei uns Menschen und politische Kräfte gibt, die immer noch Verschwörungserzählungen über den Krieg in der Ukraine, Eliten, Corona-Diktaturen oder „Scheindemokratien“ verbreiten und damit unser demokratisches System in Frage stellen. Und falls deren Kumpanin im Geiste, Marine Le Pen, am nächsten Wochenende die Präsidentschaftswahlen in Frankreich gewinnt, dann wird es für alle Demokratinnen und Demokraten weltweit noch um ein Vielfaches schwerer werden.

Was aber können wir hier in Schwabach tun?

Wir haben unter uns Menschen aus der Ukraine, die wir seit Wochen willkommen heißen, die wir mit allem, was möglich ist, versuchen zu unterstützen, deren Leid zu lindern, sie zu stärken und auch, wenn es schwer fällt, ihnen hier ein Stück Freude zu bereiten. Wir hoffen alle, dass dieser Angriffskrieg so schnell wie möglich endet und die Ukrainerinnen und die Ukrainer in Frieden zurückkehren können, dort, wo sie und ihre Familien und Freunde so plötzlich und sinnlos von einem Tag auf dem anderen aus ihrem Leben gerissen wurden, und dies leider oft in doppelter Hinsicht.

Aber solange Krieg und Not anhalten, bleiben unsere Herzen geöffnet, unser gesellschaftliches Engagement hoch und wir werden alles tun, um gemeinsam diese schwierige Situation zu meistern.

Trotz allem besteht die Hoffnung, dass wir mit unserer großen Solidarität Zeichen setzen, die anderswo Mut machen können, und dass wir deshalb nicht ganz so machtlos sind, wie es in den dunklen Stunden der Traurigkeit über diesen Krieg manchmal scheinen mag.

Und von diesem Platz aus zeigen wir auch unsere Solidarität mit den Menschen in Russland, die gegen das Putin-Regime auf die Straße gehen und ihr Leben aufs Spiel setzen, genauso wie mit allen Russinnen und Russen in unserem Land, die diesen Krieg und dessen Aggressor ablehnen und verabscheuen wie die große Mehrheit der Deutschen. Auch diesen Menschen fühlen wir uns verbunden und wollen für sie ein Zeichen der Unterstützung setzen.

For all Ukraine People among us:

You are welcome here! Hope und support for Ukraine!

Llaskavo prosemo! Spodivajush und pidtrimujte Ukraine!

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