Bereits zum vierten Mal lud die Schwabacher SPD im Rahmen Ihrer Reihe „SPD meets experts“ zu einer digitalen Veranstaltung ein. Als fachlicher Leiter der Rummelsberger Diakonie für den Bereich Kinder, junge Menschen und Familien und zuständig für deren Einrichtungen wie Kitas, verschiedene Schulen und Werkstätten ging der Bundestagskandidat der SPD Nürnberg Süd/Schwabach, Thomas Grämmer, zuerst anhand der Ergebnisse der Studie „Kind sein in Zeiten von Corona“ des deutschen Jugendinstituts sowie der COPSY-Studie „Corona und Psyche“ des Universitätsklinikum Hamburg auf die Lage von Kindern und Jugendlichen ein.
Hierbei stellte er fest: „Die Studien belegen, dass die Akzeptanz für die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bei Jugendlichen hoch ist, auch wenn sie ihnen besonders viel abverlangen. Gleichzeitig haben sich die Lebensqualität und psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen deutlich verschlechtert.“ Besonders betroffen sind Familien, die bereits vor der Pandemie mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Kinder und Jugendliche solcher Familien sind nun massiv gefährdet den Anschluss zu verlieren und abgehängt zu werden.
Thomas Grämmer zeigte auch auf, dass oft nicht nur fehlende Geräte im Homeschooling Probleme aufwerfen, da fängt es schon beim fehlenden Internet an und häufig gibt es Sprachprobleme in Familien mit Migrationshintergrund. Das Gefälle wächst, Ungleichheit nimmt zu. Eine weitere Herausforderung: Fach- und Lehrkräfte können während des Lockdowns nur Kontakt zu wenigen Kindern halten.
Diese Erfahrungen konnten Magdalena Reiß, Vorsitzende des Stadtjugendrings Schwabach sowie Jessica Marcus, Vorsitzende des Kreisjugendringes Nürnberg Stadt, nur bestätigen. Die Angebote und Einrichtungen der Kinder und Jugendarbeit bieten Jugendlichen wichtige Freiräume sowie Lernerfahrungen und sind gleichzeitig Anlaufstelle bei Problemen im Elternhaus. Diese wichtigen Orte der außerschulischen Jugendbildung fehlen nun in der Pandemie komplett, der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen ist erschwert. Beziehungen, die über Jahre aufgebaut wurden, gehen verloren, einen echten Ersatz können die verschiedenen digitalen Angebote nicht bieten. Eine gewisse „digitale Müdigkeit“ macht sich bei Kindern und Jugendlichen bereits bemerkbar. Deshalb ihr Appell: „Die Jugendarbeit und die außerschulische Jugendbildung sind keine „Luxusartikel“ und müssen in der Zeit nach der Pandemie unbedingt gestärkt werden!“
Thomas Grämmer wies auch darauf hin, dass Homeschooling Familien vor erhebliche Probleme stellt, beispielweise um eine Betreuung sicher stellen zu können.
Uwe Kriebel, Gesamtelternbeiratsvorsitzender der Kitas in Nürnberg bekräftigte dies seinerseits: „Eltern und Kinder sind an der Belastungsgrenze, es fehlen nachhaltige Konzepte, um Familien auffangen zu können!“.
Als Herausforderungen für die Praxis und Politik nannte Thomas Grämmer die Unterstützung von Familien, den Kinderschutz, die Digitalisierung sowie die Test- und Impfstrategie.
Auf die Agenda für die Bewältigung der Krise würde er deshalb einen Digitalpakt auch für Organisationen und Einrichtungen der Jugendhilfe setzen sowie einen Ausbildungspakt von Bund/Ländern und den Arbeitgeberverbänden.
Nach der Corona-Krise müssen Freizeit- und Unterstützungsangebote sowie die Angebote zur politischen Beteiligung von jungen Menschen ausgebaut werden. „Sie dürfen keinesfalls dem - sicher aufkommenden – Spardruck zum Opfer fallen!“
Abschließend stellte er fest: „Wir sind den Lebenschancen der Kinder und Jugendlichen verpflichtet und müssen Antworten finden wie sinnvoll geholfen werden kann. Alle relevanten Berufsgruppen, aber vor allem die Betroffenen selbst, müssen in die Strategieentwicklung eingebunden werden!“