AsF Neujahrsempfang - So hat Kirche Zukunft

14. Februar 2023

Die Lust, sich endlich wieder zu treffen, war groß. Deshalb freute sich Iris Ehrlenbach, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (Asf), sehr, dass sich so viele Frauen nach der Corona-Zwangspause zum traditionellen Asf- Neujahresempfang eingefunden hatten. Sie sah in dieser Veranstaltung ein Zeichen für die Rückkehr in die Normalität.

Ehrlenbach eröffnete im nahezu vollbesetzten Bürgerhaussaal den offiziellen Teil des Nachmittags mit Musik der stimmgewaltigen Fiona Findlay.

Den abwechslungsreichen Liedbeiträgen lauschten unter anderem die ehemalige Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger, die Stadträtinnen Gerda Braun, Carolin Linner, Magdalena Reiß und Landtags-Kandidatin Claudia Arabackyj aus Nürnberg sowie die Gleichstellungsbeauftragte Sabine Reek-Petersen, Stadtheimatpflegerin Ursula Kaiser-Biburger und Andrea Hopperdietzel, Leiterin des Frauenhauses und Vorsitzende der Frauenkommission.

Gemeinsam hörten sie darüber hinaus, wie Referentin Dekanin Berthild Sachs Schwabach seit ihrer Amtseinführung erlebt habe. Sie hob hervor, dass sie sowohl die Stadtkirche als auch das Evangelische Haus als offene Orte der Stadtgesellschaft und der Begegnung kennen gelernt habe. Beindruckend sei für sie auch das hohe bürgerschaftliche Engagement vieler Menschen sowohl für die Stadt als auch für die Kirche, wie zum Beispiel die Ukraine-Hilfe beweise.

Durchlässige Grenzen

Für die Zukunft der Kirche wünschte sich die Dekanin eine Kirche der Ökumene und der durchlässigen Grenzen und Zugehörigkeit. Die Kirche müsse einen weiten, internationalen Horizont haben, der über die örtlichen Gemeinden hinausgehe. Denkbar seien für Berthild Sachs auch Video-Konferenzen zur Begegnung und Gottesdienstfeiern mit dem Partnerdekanat in Papua- Neuguinea. Eine Veränderung sei unbedingt notwendig, gerade vor dem Hintergrund der Situation der Kirche, dem unaufhaltsamen Mitgliederrückgang und den zunehmenden Individualisierungstendenzen in der Gesellschaft.

Die Kirche müsse ihren Anspruch der Für-Sorge statt der Versorgung noch mehr in den Vordergrund stellen. Dazu müsste aber dem kirchlichen Fachkräftemangel insgesamt massiver entgegen gewirkt werden. Somit wäre es wünschenswert, zukünftig eine Kirche des Ehrenamts zu erleben. Die reinen Pfarrer- und Amtskirchen werden wohl keine Zukunft bei den Menschen haben.

Stattdessen schwebe ihr eine Kirche vor, die ein fröhlich-gelassenes Gottvertrauen vermittle, die den Fokus auf die Gaben und die Möglichkeiten des Einzelnen lege. Da Berthild Sachs ihre Gedanken vor einem nahezu weiblichen Publikum mit nur einem „Quoten-Mann“ vermittelte, sprach sie auch ihre Vorstellungen von der Stellung der Frau in der evangelischen Kirche an: „Krisen, Veränderungen und Neuanfang waren und sind oft die Stunde der Frauen“, stellte die Dekanin klar.

Dennoch habe sich hier erst langsam eine positive Entwicklung eingestellt. Sie erinnerte daran, dass von den 16 Dekanstellen in Nürnberg nur fünf weiblich besetzt gewesen seien. Auf der landeskirchlichen Ebene in Bayern seien Dekaninnen mit 25 Prozent immer noch eine Minderheit. Dies liege aber auch daran, dass viele Theologinnen ihren Schwerpunkt lieber auf die direkte Gemeindearbeit setzen.

Hoffnungsvoll stelle sie fest, dass mittlerweile auch die Bayerische Landessynode erstmals mit mehr Frauen als mit Männern besetzt sein werde. Und man dürfe bei der Bischofswahl im März durchaus auch mit einer Bischöfinnen-Wahl rechnen.

VON URSULA KAISER-BIBURGER (Schwabacher Tagblatt, 25. Januar 2023)

AsF 2023-1

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